Fachleute gaben in Merzig Einblicke in aktuelle umweltgerechte Antriebskonzepte für Autos und die bestehenden Möglichkeiten
Die Bundesregierung will Abermillionen investieren, um hierzulande viel mehr umweltschonende Elektro-Mobile auf die Straßen zu bringen. Auch die dafür erforderliche Lade-Infrastruktur will sich der Bund viel Geld kosten lassen. Aber sind das die richtigen Schritte, um den Zielen der Pariser Klimaschutzvereinbarung wirklich näher zu kommen? IHK Regional, die CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) und die Heisel-Gruppe nahmen sich in Merzig dieses Themas an: „Welchen Antrieb hat mein nächstes Auto? – Einblicke in aktuelle umweltgerechte Antriebskonzepte.“
Gleich drei renommierte Referenten widmeten sich dort der Frage, ob Wasserstoff, Brennstoffzelle, Plug-In-Hybrid oder Autogas vielversprechende Alternativen zur aktuell alles überstrahlenden E-Mobil-Technologie werden können. Um es vorweg zu nehmen: Uneingeschränkt glänzen konnten die „Stromer“ dabei nicht. Dr. Alexander Heintzel, Chefredakteur der automobilen Fachzeitschrift ATZ | MTZ, wies nach der Begrüßung durch Dr. Frank Kiefer (IHK) zunächst einmal aus gutem Grund darauf hin, dass er als unabhängiger Journalist keiner Partei und keinem Autohersteller verpflichtet sei. Und schon kritisierte er heftig die von ihm hierzulande beobachtete „einseitige Bevorzugung“ der E-Mobilität durch die Politik. „Klar pustet ein Elektroauto im Fahrbetrieb keine CO2-Abgase in die Umwelt. Aber bei der Betrachtung seines ökologischen Fußabdrucks ist es den Verantwortlichen viel zu lange entgangen, dass für die Produktion seines Ladestroms immer noch große Kraftwerke tonnenweise CO2 in die Luft pusten“, und er ergänzte, „auch bei der Batterien-Produktion unter anderem mit Lithium kann von umweltgerechter Nachhaltigkeit keine Rede sein.“
Das sei inzwischen von den Chinesen erkannt worden: „Die wenden sich deshalb bereits vom Elektroauto ab und werden wohl schon sehr bald den Weltmarkt mit synthetischen Kraftstoffen überfluten, die den vielfach bereits totgeglaubten Verbrennungsmotoren mit stark verringerten CO2-Abgaswerten eine neue Chance geben werden.“ Heintzel weiter: „Wenn Europa und Deutschland auf diese spannende Entwicklung nicht schnellstens reagieren, werden wir wie vor wenigen Jahren beim ersten Run auf das E-Auto erneut hinterherhinken.“ Andererseits räumte der Journalist auch ein, dass nicht zuletzt im Saarland findige Köpfe an umweltschonenden Motorenkonzepten wie beim Fahren mit Wasserstoff arbeiten. Diesen Ball griff sofort Prof. Dr.-Ing. Rüdiger C. Tiemann von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) auf, der auf ein im Veranstaltungssaal stehendes serienreifes Wasserstoffauto verweisen konnte. (Siehe Interview mit Prof. Tiemann.) Vor Ort anschauen konnten die Teilnehmer aber auch ein Fahrzeug mit Brennstoffzellen-Antrieb. Diese Technologie werde aktuell vor allem in schweren SUV’s angeboten, weil sie Platz brauche und zugleich wegen verbauter Platin-, Lithium- und Kobald-Materialien vergleichsweise teuer sei. Die Frage aus dem Publikum, ob sich diese Technologie im Automarkt jemals durchsetzen könne, konnte der Referent nicht zweifelsfrei beantworten. Klar sei dagegen, so komplettierte Prof. Dr.-Ing. Thomas Heinze (HTW Saar) die Referentenbeiträge, dass auf die Bundesrepublik schmerzhafte, weil teure Strafzahlungen durch die EU zukommen, wenn die CO2-Abgaben der Fahrzeugflotten nicht dramatisch gesenkt werden können. Dabei sei die bislang bei Autoherstellern so beliebte „Tankto-Wheel“-Messung insbesondere bei den E-Autos schlicht und ergreifend eine Wettbewerbsverfälschung: „Bei deren CO2-Bilanz darf halt nicht länger nur am Fahrzeug gemessen werden. Vielmehr muss auch die bei der Stromerzeugung für die Ladestationen anfallende Umweltbelastung in dieser Gesamtbewertung mitberücksichtigt werden.“
In der abschließenden Diskussionsrunde waren sich die Teilnehmer einig, dass „Schnellschüsse der Politik“ wie ein zukünftiges generelles Fahrverbot für Autos mit Verbrennungsmotoren oder die „Diskreditierung des Dieselmotors“ das Klimaproblem nicht unbedingt lösen. Klar sei nach Auskunft der Referenten, dass unabhängig von der anfallenden Feinstaubbelastung der CO2-Ausstoß beim Benzinmotor deutlich schlimmer ausfällt als beim Dieselmotor.
Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 11.02.2020, Lokalausgabe Merzig-Wadern Seite C5
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